01 Jan. (N)Ostalgie?
…das Jahr 2024 gehört ab heute der Vergangheit an. Für mich persönlich schloss sich in den vergangenen Tagen ein Kreis. Komplettiert wurde dieser Kreis mit einer Reise in die Vergangenheit und dem damit verbundenen Puzzlestück. Eher zufällig (Freunde organisierten den gemütlichen Jahresausklang und die Unterkunft) war ich die letzten Tage im alten Jahr in Greiz unterwegs, einer kleinen Stadt am äußersten Rand des südöstlichen Thüringen. Zwischen dem letzten Besuch dort und heute liegen nunmehr 22 Jahre. Nach meinem Realschulabschluss und der fehlenden Idee und Perspektive einer Ausbildung, ging es dort auf die berufsbildende Schule in der Plauenschen Straße. 2 Jahre später reichte das für ein Fachabi (mit dem ich zu dem Zeitpunkt nichts anzufangen wusste) und den Gestaltungstechnischen Assistenten (welcher ebenso keine weiteren Perpektiven erlaubte…also aus damaliger Sicht). [Beginn des Kreises] Die Reise vor ein paar Tagen führte mich über Gera nach Greiz, ähnlich wie vor 22 Jahren, mit dem Zug. Schon während der Zugfahrt tauchten viele, viele Momente und Gedanken in meinem Kopf und vor meinem geistigen Auge auf. In Greiz angekommen sollte sich dies auch nicht ändern. Der Weg zur Schule inklusive Schleichweg zum Bahnhof, die alte Schule an sich, das Elsterufer (alltäglicher Skatespot), das Schloss, der Schlosspark… Alles noch da. Bis auf mein Internat auf dem Zaschberg. Dort waren nur noch eine Wiese und der Versorgungsweg als Überbleibsel zu sehen. Gegenüber davon war der Block noch vorhanden, allerdings vielleicht noch mit 10 belegten Wohnungen(!), ansonsten leer. LEER… irgendwie trifft es das. Stellenweise fühlte ich mich bei diesem Besuch leer. Warum? Keine Ahnung… waren es die Orte, welche seit über 20 Jahren stellenweise unberührt schienen? Oder aber auch die Weichen meines weiteren Lebensweges, welche dort unter anderem mitgestellt worden sind. Oder war es meine schon vorherrschende Neujahrsmelancholie? Wahrscheinlich von allem etwas. Irgendwie kam es mir so vor, als hätte hier jemand die „Pause“-Taste gedrückt und vergessen, jemals wieder auf „Play“ zu drücken. Bombing und Pieces an der Line oder auf der Straße, teils älter als 20 Jahre, verblichen, aber noch da. Gebäude, die damals schon leer standen… Heute immer noch leer. Aber auch der Leerstand schien nun tatsächlich noch mehr als damals. Bezeichnend ist das Beitragsfoto. Es zeigt den Greizer Bahnhof und eine relativ große Postzentrale. Das Foto ist heute, am 01.01., gegen 11 Uhr entstanden: keine Menschen, keine Autos, Bahnhofstür zu und verschraubt. Ob die Poststelle noch aktiv ist, kann ich nicht genau sagen. So richtig in Betrieb sieht sie laut dem Schild aber nicht mehr aus. Was fehlte, war der Strohballen, den der Wind über die Straße fegte… . Interessehalber habe ich einmal recherchiert und die Einwohnerzahlen sind meiner Zeit dort noch einmal zurückgegangen und die Tendenz zeigt weiter in diese Richtung. Nun, was bleibt, sind die Erinnerungen, eine 3,5 stündige Wanderung am Silvestertag von Waldhaus nach Greiz-Dölau und jede Menge Gedanken aus dieser Zeit. Das Internat auf dem Zaschberg, die Schule, die Outlinaz, die Skateposse vom Elsterufer(und später dann in der Greika), HipHop, Drum´n´Bass… meine ersten intensiveren Berührungspunkte mit all diesen kreativen Elementen und Fragmenten. Gerade auch die Einflüsse und Menschen was Graffiti anging waren in dieser Zeit wohl mit die nachhaltigsten Momente. Wohin mich das alles führte und wie mich das bis heute geprägt hat, wissen die wenigsten. Das Fachabi hat mir zumindest mein Studium (20 Jahre später) ermöglicht, das ich gerade abgeschlossen habe.[Der Kreis ist fast geschlossen] All die anderen Einflüsse von da haben mich mal mehr, mal „zu viel“ und manchmal weniger zu dem gemacht, der ich heute bin. Zumindest Fragmente von Erfahrungen und Einflüssen aus dieser Zeit. All die kreativen Elemente sind geblieben…bis heute, dafür bin ich dankbar. So hat wohl jede Biografie im Leben eines jeden Menschen Orte, Zeiten und Menschen, die am großen „Weichenplan“ des Lebens mit „herumspielen“. Es ist selten, dass ich so etwas hier blogge, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis danach, und ja, ein paar Zeilen für eine irgendwann folgende musikalische Untermalung dieser sind auch ins Textbuch geflossen. Da wirds dann in der Zukunft bestimmt mal etwas Musikalisches geben ;-). So… Wahrscheinlich könnte ich noch mehr schreiben zu den letzten Tagen in 2024, aber fürs Erste reicht das. Morgen würde ich es eh schon wieder ganz anders schreiben. Freestyle und Authentizität eben. Jedenfalls fühlt es sich gerade schon besser an.
Neujahrsgrüße an alle, die das hier lesen. Auf ein gelingendes,farbenfrohes und gesundes neues Jahr.
OneLove Kaku [Der Kreis hat sich geschlossen]